Begründung:
Paul Lamp´l war von 1924 – April 1933 Mitglied der Aumühler Gemeindevertretung und von 1926 – 1933 auch Mitglied des Kreistages in Ratzeburg.
Paul Lamp´l legte seine Mandate in der Gemeindevertretung, in den Ausschüssen (u.a. Finanzen) und im Kreistag im April 1933 nieder. Aufgrund der monatelangen Pogromstimmung im Deutschen Reich vor den jeweiligen Reichstagswahlen, des täglichen Terrors durch willkürliche Verhaftungen und der körperlichen Gewalt durch Schlägertrupps der paramilitärischen Sturmabteilung (SA), sowie der vielen Drohungen und Anfeindungen durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) Mitglieder, von SA- und SS-Angehörigen auch in Aumühle, wollte er sich und seiner Familie weitere Repressalien ersparen.
Seine Anstellung als Kaufmann bei der Hamburger Hafen- und Lagerhaus Aktiengesellschaft verlor er aufgrund seiner SPD-Mitgliedschaft. Aufgrund guter Beziehungen und seinen beruflichen Fähigkeiten, erhielt er bei einer dänischen Firma Arbeit auf dem Hamburger Schlachthof.
Mit dem Runderlass des Reichsinnenministers Hermann Göring vom 23. Juni 1933 wurde gegen die SPD im Deutschen Reich ein generelles Betätigungsverbot ausgesprochen.
Eine Verordnung des Preußischen Innenministers vom 28.02.1933 setzte wesentliche Grundrechte der Verfassung außer Kraft. Die ersten Verhaftungen erfolgten schon in den Morgenstunden des 28.02.1933 . In den folgenden Tagen wurden in Preußen rund 5000 Menschen, in erster Linie Gegner der NSDAP festgenommen und interniert.
Die SA verfolgte gezielt die Opposition und verschleppte Angehörige der Arbeiterparteien und Gewerkschaften in Schulen, Kasernen und Parteilokale, wo sie geschlagen, gefoltert oder ermordet wurden. Im ganzen Deutschen Reich entstand dadurch ein Klima der Angst, Unterdrückung und Denunziation. Gleichzeitig stiegen die Mitgliedszahlen der NSDAP.
Bis zum 20. Juli 1944 wurde Paul Lamp´l von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verschont. Doch nach dem gescheiterten Attentat und dem misslungenem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler von einer Gruppe um Graf von Stauffenberg, nahm der Machtapparat der NSDAP das Attentat zum Anlass, nicht nur die Attentäter, deren Familien und Freundeskreise und alle Beteiligten der Verschwörung, sondern auch alle noch lebenden und noch nicht inhaftierten Gegner des Naziregimes zu verhaften. Die Zahl der Verhafteten lag bei 5.000 bis zu 10.000 Personen. Dies ist eine Schätzung, da genaue Zahlen darüber nicht vorliegen. Viele von ihnen wurden gefoltert und umgebracht.
Auch Paul Lamp´l gehörte zu der Personengruppe der Oppositionellen, die schon länger das Missfallen des NS-Regimes erregt hatten. Er wurde 1944 von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager (KZ) Neuengamme eingeliefert.
Doch er hatte Glück, da sich sein dänischer Arbeitgeber bei der Gestapogeschäftsstelle in Lauenburg für ihn einsetzte und er daraufhin als „unabkömmlich“ und „kriegswichtig“ eingestuft wurde.
Dies führte zu seiner Entlassung aus dem KZ mit der Auflage, kein Wort über den Aufenthalt im KZ zu verlieren.
Nach Kriegsende engagierte sich Paul Lamp´l erneut in der Kommunalpolitik. Von der englischen Besatzung wurde er in den kommissarischen Aumühler Gemeinderat berufen und 1946 zum ersten Nachkriegsbürgermeister gewählt. Die Wahl in den ersten Kreistag nach dem Krieg nahm er im Jahre 1946 an.
Darüber hinaus bestellte ihn 1947 die Sonderkommission des Kreisausschusses zum Amtsvorsteher des Amtes Friedrichsruh.
Von 1955 bis 1966 wurde er in den Kreisausschuss und mehrfach zum Zweiten Stellvertretenden Landrat gewählt. Für seine großen kommunalpolitischen Verdienste verlieh ihm der Landrat des Herzogtums Lauenburg am 19.09.1953 die Kreisplakette (weitere Ehrungen finden sich im Anhang).
Paul Lamp´l wurde als gradliniger Mensch geachtet und sein Wort hatte in den kommunalen Gremien Gewicht. Häufig trafen sich Kommunalpolitiker aller Parteien im Hause Lamp´l in der Sachsenwaldstraße 33, um bei einer guten Zigarre und einem Glas Bier aktuelle politische Themen zu erörtern.
Paul Lamp´l hat im Kreis Herzogtum Lauenburg und in der Gemeinde Aumühle über die SPD hinaus viel bewegt. Im Jahre 1966 zog sich Paul aus der Kommunalpolitik zurück, um jüngeren Menschen mit neuen Ideen Platz machen.
Am 10. November 1975 starb Paul Lamp´l.
Die Gemeinde Aumühle möge einen Kommunalpolitiker aus ihren Reihen posthum die Ehrenbürgerschaft verleihen, der in der Zeit des Nationalsozialismus die demokratischen Ideale weiterhin vertreten hat und dadurch viele Anfeindungen erleben musste.
In Zeiten wie diesen, wo die Beschimpfungen und Drohungen gegen Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen wieder zunehmen, ist die Ehrenbürgerschaft ein wichtiges Zeichen für eine starke Demokratie mit einem Paul Lamp´l als Vorbild.
Für die Fraktion der GRÜNEN
Aumühle, Juni 2025