Am 16. November pflanzten rund 40 Aumühler*innen – von jung bis alt – neue Bäume an der Grundschule. Organisatorin Dr. Gundula Elsaßer von den GRÜNEN (oben Mitte) freute sich über dieses großartige Engagement, das auch mithilfe des Schulvereins zustande kam. Möglich war die Aktion dank der beiden Aumühler Dr. Matthias Hoffmann (oben rechts) und Thomas Sprenger (oben links), die mit ihrer Stiftung 20 der insgesamt 24 Bäume finanzierten. Im folgenden Interview berichten die beiden Stifter, was sie antreibt und welche Projekte sie auch künftig unterstützen möchten.
Eure Stiftung hat den Namen M.U.T. – brauchte es Mut, eine Stiftung zu gründen?
Matthias Hoffmann: Ja, es brauchte Mut, aber vor allem Energie und Ausdauer, von der ersten Idee bis zur Satzung und Genehmigung vor drei Jahren. Es war für uns ein langer Prozess. Am Anfang stand die Frage, was passiert mit unserem Vermögen, wenn wir nicht mehr da sind, und wir hatten zunächst überlegt, alles in einem Testament zu regeln. Dann wurde uns aber auch klar, dass wir das eigentlich lieber schon zu Lebzeiten tun möchten.
Thomas Sprenger: Ich bin Hamburger, eine Stadt, in der Stiftungen eine lange Tradition haben, das fand ich schon immer toll. Aber der Gründungsprozess war schwierig, weil der Eindruck war, dass eine solch kleine Stiftung – wir sind keine Millionäre – nicht so ernst genommen wird. Und es brauchte einige fachliche Expertise. Wir haben uns ja etwas erarbeitet, und weil wir keine Kinder haben, wollten wir gern etwas für die Nachwelt erhalten, und das wollten wir eben schon zu Lebzeiten tun, weil wir so mitentscheiden können, was gefördert wird.
Welche Projekte möchtet Ihr unterstützen?
Thomas: Unsere Schwerpunkte sind ja Kunst und Natur in Norddeutschland sowie queere Bildungsarbeit.
Matthias: Dabei geht es uns vor allem um Ermutigung, auch international.
Thomas: Wir haben als schwules Paar, erst verpartnert und nun auch verheiratet, an der queeren Geschichte teilgenommen und viele positive Entwicklungen erlebt. Dafür sind wir dankbar und möchten das mit der Stiftung unterstützen. Als wir hier in Aumühle das Haus im Ellerhorst gekauft haben, war es nicht möglich, uns gegenseitig als Alleinerben einzusetzen. Wir mussten unsere beiden Eltern bitten, Verzichtserklärungen abzugeben. Gleichzeitig haben uns Nachbarn positiv aufgenommen, für sie waren wir „die beiden Jungs“.
Matthias: Vor vielen Jahren war es durchaus schwierig, als schwules Paar eine Wohnung zu finden, und eine Nachbarschaft, die das toleriert. Da hat sich heute viel verändert, mit der Lebenspartnerschaft, Heirat, bis hin zur Adoption – das zu bewahren und zu erhalten, ist uns wichtig. In vielen Ländern wird das Rad aktuell wieder zurückgedreht, für queere Menschen wird die Situation immer schwieriger, Freiheiten werden eingeschränkt, und es ist teilweise bedrohlich, offen als schwules Paar zu leben. Das beunruhigt uns, weil das auch in Deutschland schnell wieder der Fall sein kann – die Freiheit ist also nicht selbstverständlich. Deshalb fördern wir auch Projekte, die die Situation verbessern wollen.
Thomas: Wir haben auch ein Forschungsprojekt über schwule Häftlinge im KZ unterstützt, woraus schließlich eine Ausstellung entstand. Die Initiatoren waren sehr dankbar für unsere Spende, weil sie damit die Stellwände bezahlen konnten. Das wiederum machte uns dann Freude.
Wie viele Anträge erhaltet Ihr?
Thomas: Wir dachten erst, dass wir viele Anfragen bekommen, aber aktuell ist es eher noch so, dass wir auf interessante Projekte zugehen und eine Förderung anbieten. Die Maßnahme muss ja auch zu unseren Mitteln passen. Und wir schauen natürlich auch inhaltlich genau hin – passt die Förderung zu unserer Satzung? Feste oder Lebensmittel können wir nicht unterstützen, aber wenn ein Festzelt für eine Veranstaltung finanziert werden soll, die zu unseren Satzungszielen passt, dann tun wird das.
Welche Fördermittel könnt Ihr jedes Jahr ausschütten?
Matthias: Es sind hauptsächlich die Mieteinnahmen, die wir durch eine Ferienwohnung erwirtschaften und die in die Stiftung fließen. Hinzu kommen Spenden, die wir an die Stiftung weiterleiten, und bei besonderen Anlässen wie Geburtstagen oder Gartenfesten sammeln wir oftmals auch Geld für die Stiftung.
Thomas: Uns ist wichtig, dass wir die Projekte, die wir fördern, dann auch zu 100% finanzieren. So haben wir zu Beginn z.B. einzelne Anschaffungen des Eisenbahnmuseums in Aumühle unterstützt. Oder wir haben in Heiligenhafen ein Feuerschiff besucht und gefragt, was wir machen können. Auch queere Geflüchtete haben wir gefördert, die haben es ja besonders schwer, oder wir haben Schulbücher in Afrika mitfinanziert. Es geht immer um kleine, abgeschlossene Aufgaben, so wie jetzt die Pflanzung von 20 Bäumen im Aumühler Schulwald mit den Mitteln aus der Stiftung.
Matthias: Jetzt wurden wir angefragt, einen Lehmbackofen in Lauenburg zu unterstützen, ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem auch die Kirche und die Diakonie beteiligt sind. Da werden wir die Grundausstattung an Backformen und Maschinen finanzieren. Es macht Spaß, bei solchen Projekten dabei zu sein und zu sehen, was da wächst und gedeiht.
Das Interview führte Arnd Schweitzer.
Weitere Informationen: www.stiftung-hoffmann-sprenger.de